Die Germanische Heilkunde ist eine uralte, naturnahe traditionelle Methode, um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Man kann sie auch Slawische Heilkunde nennen, denn – was nur sehr wenige Menschen erkannt haben – waren die Slawen und die Germanen ein Volk mit unterschiedlichen, geographisch geprägten Sprechweisen. Beide Volksstämme haben einen indogermanischen Ursprung, genetisch teilen sie sich die Haplogruppe H in den Mitochondrien. Die Germanen zogen während der Völkerwanderung zuerst nach Norden und Westen, während die Slawen vorerst in ihrer alten Heimat blieben.
Germanen und Slawen heilten nicht nur mit Pflanzen, Naturbeobachtungen, Ritualen, Gesängen, spirituellem Wissen und Zeichen – sie entwickelten auch ein ganzheitliches Weltbild, in dem der Mensch mit seiner Umwelt verbunden war. Eine Krankheit zeigte ihnen ein Ungleichgewicht an, im Menschen selbst, in seiner Beziehung zu seiner Umwelt und in seinem spirituellen Gefüge. Daher war die Heilkunst in ihrem Alltag verankert, denn alles hängt mit allem zusammen. Heilen bedeutet in diesem Zusammenhang, die inneren Kräfte in Einklang zu bringen – das hat Nichts mit dem heutigen Verständnis des Heilens der modernen Medizin zu tun. Aus Sicht der Energetik umfasst dies die Human-, Tier- und Raumenergetik.
Wyrd, das Schicksal, die Kraft, die alles miteinander verwebt, ist ein zentraler Bestandteil des germanischen Weltbildes, in dem auch die Sippe, die erweiterte Familie, eine wichtige Rolle spielt. Zur Sippe gehören nicht nur die Lebenden und die Ahnen, sondern auch die Beziehung zu bestimmten Orten. Hauptsächlich die Frauen waren für die Aufrechterhaltung dieser heilenden Beziehungen zuständig. Grob eingeteilt konnten bei den Germanen drei Gruppen von Frauen auf Wyrd einwirken:
- Die Heilerin: Sie kannte die Pflanzen, den richtigen Erntezeitpunkt, die richtige Zubereitungsform, die richtige Lagerung und die passenden Anwendungsmöglichkeiten, sie beobachtete die Naturzyklen genauestens. Sie wurden meist innerhalb einer bestimmten Familie in ganz jungen Jahren dazu auserwählt, dieses Wissen zu erlernen.
- Die Kräuterfrau: Hebammen, Ratgeberinnen, Heilkundige, ihr praktisch orientiertes Wissen wurde von der Mutter zur Tochter weitergegeben.
- Die Seherin (Völva, Stabträgerin): Sie trug meist einen speziellen Stab mit sich, den sie als spirituelles Werkzeug verwendete, wenn sie sich in Trancezustände begab, Orakel befragten und Visionen empfingen. Die Seherin konnte mit Hilfe von Runen, Gesängen (Galdr), rituellen Tänzen, Räucherungen u.ä. verborgene Hinweise erhalten, um den Menschen behilflich sein zu können. Meist lebte die Seherin außerhalb der Gesellschaft in der Natur, umgeben nur von tierischen Begleitern, die als ihre spirituellen Begleiter und Führer galten (Fylgien). Sie war respektiert und gefürchtet zugleich, sie wurde in rituellen Zeremonien um Rat gefragt. Zur Völva wurde man geboren, das konnte und kann man nicht erlernen.
Das germanische und slawische Weltbild lebt in der Traditionellen Europäischen Medizin weiter in der Naturverbundenheit und der Rolle der Vorfahren, denn die Ahnen sind Teil dieser Gesellschaft, auch über ihren Tod hinaus. Die germanische Spiritualität mit ihrem starken Ortsbezug zu Quellen, Hainen, Steinkreisen, Hügeln brauchten keine Bauwerke, keine Tempel o.ä, die die Heiligkeit eines Ortes anzeigten. Wyrd, die große kosmische Kraft, war an diesen Orten stark spürbar.
Wie die Völker Südamerikas und die Aborigines in Australien kennen die Germanen und die Slawen unterschiedliche Welten, die eine Bedeutung für die Heilkunde haben. Man kann sie auch mit Dimensionen vergleichen, in Europa und in Südamerika sind es neun, bei den Aborigines und Maori können es auch mehr sein.
Asgard: Die Welt der Götter steht für höheres Wissen, geistige Klarheit und Inspiration. Eine Heilerin muss das Bewusstsein haben, in diese geistige Dimension von Heilung, einzutauchen in diese Ebene.
Midgard: Die Welt der Menschen ist unser Lebensraum, wo unser Wissen praktisch angewendet wird. Diese Ebene steht für das Tun, für die Erfahrung. Eine Heilerin muss sowohl in Midgard verwurzelt sein als auch die Fähigkeit haben, Midgard mit anderen Welten zu verbinden.
Vanaheim: Die Welt des ältesten Göttergeschlechts der Wanen repräsentiert die intuitive, naturverbundene Heilkraft der Pflanzen, Elemente und Planeten. Hier erhalten die Seherinnen Einsicht in Krankheitsursachen.
Jötunheim: In der Welt der Riesen (bei uns Thursen genannt) herrschen die Urkräfte, die Gegenspieler der Götter. Hier herrschen Chaos, rohe Energie und Naturgewalten und dadurch auch ihr Potential. Die Heilerin muss in der Lage sein, sich mit den überwältigenden Kräften auseinanderzusetzen, ohne von ihnen verschlungen zu werden. Hier liegt das größte Wandlungspotential.
Alfheim: Die Welt der Lichtelfen, feinstofflicher Wesen, steht für Licht, Inspiration, Heilenergie, Sanftheit und Ästhetik. Hier wird die Heilerin mit Energie und Achtsamkeit in ihrer feinstofflichen Arbeit inspiriert.
Svartalfheim: In der Welt der Zwerge herrscht Wissen, Handwerk, Präzision und Transformation. Eine Heilerin braucht Können, Techniken und Erfahrung, damit sie helfen kann.
Helheim: Die Welt der Toten ist ein Ort der Ruhe und der Erkenntnis, hier kommt es zu einer Auseinandersetzung mit Krankheit, Schmerzen und Leid, Tod und Verlust, denn eine Heilerin muss lernen, den Tod als Abschluss einer zyklischen Phase zu akzeptieren.
Muspelheim: Die Welt des Feuers steht für den Stoffwechsel, Transformation, inneres Feuer sowie auch auf der Krankheitsebene für Entzündungen und Schmerzen. Hitze kann sowohl heilend als auch zerstörerisch sein.
Niflheim: Die Welt des Eises und des Nebels ist das Gegenteil von Muspelheim und steht für Stille, Ruhe, Erstarrung, Erschöpfung, Rückzug und Regeneration sowie Reinigung. Heilung geschieht nicht nur durch Aktivität sondern auch durch Ruhe und Loslassen.
Diese neun Welten hatten eine zentrale Achse, die Axis mundi bzw. den Weltenbaum Yggdrasil. Die Weltenesche war für die germanischen und slawischen Völker ein lebendiges Beispiel für das Zusammenwirken der Kräfte, Heilung, Balance und den Zyklus des Lebens. Neben der Esche kannten sie auch andere heilige Bäume: Birke, Buche, Eiche, Erle, Haselnuss, Holunder, Linde, Weide.
Yggdrasil erstreckt sich über den spirituellen, ordnenden Bereich der Welt der Götter, die materielle und erfahrbare Ebene der Menschen und die Unterwelt, dem Unbewussten, den Bereich des Todes und der Regeneration. Diese drei Ebenen stehen auch für den Geist, die alltägliche Realität und das Emotionale, Unbewusste und Instinktive. Sie wirken ständig aufeinander ein und bleiben nur dann stark und stabil, wenn die Wurzeln gut versorgt sind.
Als Brücke zwischen den Welten wurden Rituale angesehen. Sie waren nicht nur eine Bitte an höhere Wesen, sondern dienten auch der seelischen Ausrichtung und gaben Struktur und Ordnung.
Die Neue Germanische Heilkunde bezieht Konflikte im Leben eines Menschen mit ein, die sich im Gehirn und in Systemen oder Organen manifestieren. Sie zielt darauf ab, den "Seelenfrieden" wieder herzustellen, indem der Konflikt gelöst und somit die Ursache für die Disharmonie beseitigt wird. Konflikte belasten in erster Linie die Psyche, das Nerven-, das Immun- und das Hormonsystem - zu dieser Erkenntnis kamen unsere Vorfahren bereits vor Jahrtausenden, wenn sie auch andere Bezeichnungen für die menschlichen Systeme hatten. Heute erkennt auch die neue medizinische Forschungsdisziplin der Psychoneuroimmunologie diese Zusammenhänge.